Neuer Schwung im (Aus-) Bildungswesen

Wenn Ausbilder aus Salzburgs Industriebetrieben auf Vertreter aus dem schulischen und beruflichen Bildungswesen treffen, führt dies zu neuen Ideen und Kooperationen. So geschehen beim achten Technischen Ausbilderforum der Plattform „Die Salzburger Industrie“. Am 4. Dezember 2018 trafen sich rund 40 Experten beim Gastgeber Schlotterer Sonnenschutzsysteme in Adnet.

Vor gut dreieinhalb Jahren kamen erstmals auf Initiative der Plattform „Die Salzburger Industrie“ der IV-Salzburg und der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Salzburg Ausbilder zum Erfahrungsaustausch zusammen. Aus einem ersten Vernetzungstreffen entstand eine fixe Größe: das Technische Ausbilderforum (TAF) findet seither zweimal jährlich statt. Lehrlingsausbilder in Salzburgs produzierenden Betrieben schätzen und nutzen die Foren als Inspirationsquelle und tauschen Informationen aus. Gastgeber des achten TAF war das Unternehmen Schlotterer Sonnenschutzsysteme. Geschäftsführer Wolfgang Neutatz und Rainer Spindler, Leiter des Qualitäts- und Ausbildungszentrums, führten die Teilnehmer nicht nur durch den Nachmittag, sondern auch durch die Produktionshallen des im Jahr 2011 modernisierten und erweiterten Betriebes im Salzburger Tennengau.

 

Ausbildung für die Zukunft
Schlotterer ist wichtiger regionaler Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber. Mehr als 80 Prozent der insgesamt 437 Mitarbeiter pendeln aktuell aus den Umlandgemeinden im Bezirk Hallein nach Adnet, gefolgt von der Stadt Salzburg, dem Pongau und dem Flachgau. Viele Mitarbeiter sind bereits in zweiter Generation für Schlotterer tätig. Die Lehrlingsausbildung liegt dem Unternehmen besonders am Herzen: „Unsere Lehrwerkstätte ermöglicht uns die Akquise von Facharbeitern in diversen Bereichen. 20 Prozent aller Angestellten in unserem Betrieb sind ausgelernte Lehrlinge aus der Entwicklung, der Technischen Kundenbetreuung, aus dem Verkaufsinnendienst, der Qualitätssicherung und der Verfahrens- und Arbeitstechnik. Jährlich bilden wir insgesamt drei SonnenschutztechnikerInnen aus“, berichtet Geschäftsführer Wolfgang Neutatz. Die moderne Lehrwerkstätte und die lichtdurchfluteten Räumlichkeiten würden den Wohlfühlfaktor im Betrieb steigern. Seit der Modernisierung verbinden Transportsysteme die beiden Gebäudestandorte, zwischen denen ein Steilhang liegt. „Wir bilden Lehrlinge nicht nur aus, sondern sind darauf bedacht, diese im Betrieb zu übernehmen. Durch unser eigenes Ausbildungszentrum können sich die Ausbilder auf die berufliche Entwicklung der Lehrlinge konzentrieren und sie auf deren Wegen zu Facharbeitern der Zukunft begleiten“, ergänzt Ausbildungsleiter und Qualitätsmanager Rainer Spindler. Beide schätzen das Technische Ausbilderforum als Plattform zum Informations- und Wissensaustausch mit anderen Lehrbetrieben: „Zusammen gelangen wir zu neuen Ansichten und Ideen, die uns motivieren, unsere Ausbildung laufend zu verbessern“.

 

Salzburg hat MINT-Stärke
Während die Organisatorinnen und Bildungsexpertinnen Christina Amann-Winter von der IV-Salzburg und Monika Santner von der Sparte Industrie der WKS über Neuigkeiten aus der Salzburger Industrie berichteten, referierte Ruth Mayr von der MINT-Koordinationsstelle über das wachsende MINT-Netzwerk im Bundesland Salzburg. Johann Lehrer von der Pädagogischen Hochschule, Sekundarstufe II, gab einen Einblick in die Aus- und Weiterbildungsinitiativen für PädagogInnen im Bereich der Berufsbildung. Und schließlich referierte Gastrednerin Eva-Maria Engelsberger aus der Stabstelle des Bildungsdirektors des Landesschulrates über die ab Jänner 2019 neu aufgestellte Bildungsdirektion, deren Ziele und Aufgabenbereiche.


Austausch und Impulse gab es beim achten Technischen Ausbilderforum (TAF) bei Schlotterer Sonnenschutzsysteme in Adnet.

Austausch und Impulse gab es beim achten Technischen Ausbilderforum (TAF) bei Schlotterer Sonnenschutzsysteme in Adnet. (© IV-Salzburg/Eibl )

 

Schule fürs Leben mit Praxisbezug
Engelsberger begrüßte die bereits laufende Zusammenarbeit zwischen schulischer Ausbildung und betrieblicher Praxis und motivierte zur verstärkten Kooperation. Entsprechend lobende Worte fand die Bildungsexpertin über Initiativen wie das Technische Ausbilder Forum: „Nicht nur in der dualen Ausbildung, sondern auch in der schulischen Bildung setzen wir auf eine gute Zusammenarbeit mit den Salzburger Betrieben – sei es in Form von Projektarbeiten, Exkursionen oder Referenten aus der Praxis. Das Zusammenwirken aller Kräfte – vom Elternhaus über die Schule bis hin zum Arbeitsmarkt – ist gewinnbringend für alle und fördert die Qualifizierung unseres Nachwuchses“, so die Referentin.

 

Höherqualifizierung in allen Bereichen
80 Prozent der Jugendlichen befinden sich aktuell in der beruflichen Ausbildung – inklusive der Berufsbildenden Höheren Schulen – 20 Prozent sind es an Allgemeinbildenden Höheren Schulen (AHS). Der Kampf um den Schüler sei in der Praxis kein leichter, dies habe u.a. mit der demografischen Entwicklung zu tun. Ob berufliche Bildung, BHS oder AHS: Allen gemein ist eine Höherqualifizierung. „Der Weg zur Matura ist keine Einbahnstraße mehr; mit dem Erfolgsmodell ‚Lehre mit Matura‘ ist vieles machbar“, zeigt sich Engelsberger motiviert. Der Weiterentwicklung eines qualitätsvollen Bildungswesens trägt die ab Jänner 2019 agierende Bildungsdirektion Rechnung. Die „Behörde sui generis“ ist rechtlich eine Bund-Landes-Mischbehörde und wurde im Rahmen der Bildungsreform 2017 initiiert. Somit wird der Landesschulrat Salzburg mit der Bildungsabteilung II in einer Institution verschmelzen. Diese wird den für die AHS und BHS zuständigen Bundesstrang mit dem für die Pflicht- und Berufsschulen zuständigen Landesstrang in einer innovativen Verwaltungsbehörde vereinen: Von Prozessoptimierungen über Qualitätsstandards bis hin zur praxisorientierten Ausgestaltung wird die Behörde unter der Leitung von Bildungsdirektor Dipl. Päd. Rudolf Mair am qualitätsvollen Bildungswesen in Salzburg arbeiten und für gute Kooperationen mit diversen Multiplikatoren sorgen. So auch mit der Plattform „Die Salzburger Industrie“ von IV-Salzburg und WKS Sparte Industrie. Eva-Maria Engelsberger freut sich, ab dem kommenden Jahr mit der neu geschaffenen Bildungsdirektion „neuen Schwung in das Bildungswesen zu bringen“: „Wir werden die autonome Schule und die Kompetenz der Schulleiter stärken und den Schulen mehr Spielraum einräumen“, sagt Engelsberger. Im Rahmen des Technischen Ausbilder Forums bei Schlotterer Sonnenschutz Systeme in Adnet fanden die Vorhaben Zustimmung – Ideen für Kooperationen zwischen Schule und Praxis gab es bereits vor Ort.

Elena Zenz (MACO) ist „Lehrling des Jahres 2018“!

„Bist du g’scheit!“ – Die Metall- und Werkzeugbautechnikerin Elena Zenz hat die Wahl um den Titel „Salzburgs Lehrling 2018“ für sich entschieden

 

Die Entscheidung ist gefallen. Sechs Wochen lang lief die von WKS, ORF und Bezirksblättern veranstaltete Suche nach dem Lehrling 2018. Zahlreiche Jugendliche wurden angemeldet, eine Expertenjury nominierte zehn davon für die Finalrunde. Daran schloss sich in Zusammenarbeit mit dem ORF ein Online-Voting. Die Wahl fiel auf Elena Zenz aus der Stadt Salzburg. Im Mittelpunkt der Bewertung standen nicht nur schulische und berufliche Leistungen. Augenmerk wurde vor allem auf individuelle Persönlichkeitsmerkmale, Zielstrebigkeit und Einsatzbereitschaft sowie Entwicklungspotenzial gelegt. Elena Zenz, eine 29-jährige Metalltechnikerin aus der Stadt Salzburg, hat die Wahl im Online-Voting schlussendlich für sich entschieden. Sie wurde gestern von der Wirtschaftskammer Salzburg, dem ORF und den Bezirksblättern bei der Gala „Bist du g`scheit!“ im WIFI Salzburg als „Salzburgs Lehrling 2018“ ausgezeichnet.

 

Maschinen und Metall

Maschinen und Metall – das ist die Welt, in der sich Elena wohlfühlt. Sie schloss früher bereits eine Lehre als Kfz-Technikerin ab. Als sie später auf der Suche nach neuen Herausforderungen zur Firma Mayer & Co Beschläge GmbH wechselte, startete die Salzburgerin auch noch mit einer Lehre als Metalltechnikerin in der Werkzeugbautechnik durch. Hier stehen CNC-Programmierung, Metallbearbeitung, Fräsen und Drehen auf dem Arbeitsplan. Auch privat ist Elena technisch aktiv und restauriert alte Motorräder.

Die Liebe zur Technik hat mit dem ersten eigenen Moped mit 16 Jahren begonnen: „Mir war es damals schon wichtig, selbst daran herumzubasteln, denn, wenn ich es selber repariere, weiß ich, dass es passt“, schildert Elena. Als Frau in einem Männerberuf hat sie kein Problem: „Ich wollte nie einen typischen Frauenberuf ergreifen, sondern bewusst etwas anderes machen. Ich habe immer schon gerne Technisches gebastelt und mit verschiedenen Materialien gearbeitet. Auch bei meiner ersten Lehre als Kfz-Technikerin habe ich mich bewiesen und immer gut durchgesetzt. Das war nie ein Problem.“

 

Nächstes Ziel: Werkmeisterin im Maschinenbau

Ihr nächstes berufliches Ziel ist neben dem Abschluss der Lehre mit Matura die Ausbildung zur Werkmeisterin im Maschinenbau. Ausgleich findet die Powerfrau in der Natur mit ihren zwei Hunden. Dass sie die Wahl zum Lehrling des Jahres für sich entschieden hat, sorgte für Überraschung: „Ich habe nicht damit gerechnet, weil ich ja doch schon fast 30 Jahre alt bin, aber es ehrt und freut mich und zeigt, dass man immer mit etwas Neuem beginnen kann, egal wie alt man ist.“

Elenas Chef, Patrick Pfeiffer, Lehrlingsausbilder der Firma Mayer & Co, ist von seinem Lehrling begeistert: „Elena ist zielstrebig und ehrgeizig. Sie arbeitet eigenverantwortlich und sagt deutlich, was sie sich denkt. Durch ihre zuvor bereits abgeschlossene Lehre als Kfz-Technikerin hat sie schon viele Vorkenntnisse im handwerklichen Bereich und ist daher ein Musterlehrling für uns. In unserem Arbeitsteam möchten wir sie nicht mehr missen.“

Die Expertenjury und das Publikum waren von dem Engagement der jungen Salzburgerin beeindruckt und haben sie zu „Salzburgs Lehrling 2018“ gewählt.

 

Wir gratulieren sehr herzlich!

BIM 2017

Die 27. Beurfsinformationsmesse „BIM“ hat im Jahr 2017 vom 23. bis 26. November im Messezentrum Salzburg stattgefunden. Gleichzeitig mit ihr konnte man auch die BeSt und die Interpädagogica besuchen.


Gemeinsames Industrieviertel der Sparte Industrie und  der IV; Koordination Salzburger und bayerischer Unternehmen mit dem Fokus auf die technische Lehre; Informationsdrehscheibe ist der „Marktplatz der Industrie“; zentrales Anliegen: „Technik zum Angreifen“; im Rahmen der „Technik Rallye“ niederschwelligen Informationsangebot zu technischen Lehrberufen (Arbeitsstationen zu technischen Berufen mit Gewinnspiel);

Donnerstag und Freitag wurden für Schulen aus dem Bundesland Salzburg ca. 1-stündige Führungen für 520 angemeldete Schüler (jeweils 10-15 Schüler/Gruppe) angeboten, in denen die Salzburger Industrie sowie 4 verschiedene Unternehmen präsentiert wurde.

 

BIM, Berufsinformationsmesse für Jugendliche in Salzburg,
23.11.2017
Foto: Franz Neumayr/SB

Auf Grund des großen Anklanges in den vergangenen Jahren bietet die Salzburger Industrie auch heuer wieder im Industrieviertel alle Informationen rund um technische Berufe auf einen Blick.

Das Industrieviertel bietet:
  • Koordination aller Aktivitäten der Industrieaussteller,
  • Angebote am Marktplatz,
  • ein eigenes Leitsystem der Industrie,
  • Gewinnspiel,
  • Führungen,
  • Lehrstellenverzeichnis der Industrie und
  • gemeinsame Kommunikationsmaßnahmen.

Die breite Vorstellung der Möglichkeit in der Industrie ist ein Anstoß, um Wissbegierde, Neugier und Interesse zu wecken. Um richtige und nachhaltige Erfolge zu erzielen, bedarf es die zukünftigen Arbeitskräfte für technisch-naturwissenschaftliche Berufe weiter zu begeistern. Die Wirtschaftskammer Salzburg Sparte Industrie und die IV Salzburg hat sich zum Ziel gesetzt, die Mitgliedsbetriebe auf der Suche nach Fachkräften tatkräftig zu unterstützen, das Industrieviertel stellt einen wichtigen Schritt dazu dar.

 

Im Jahr 2017 waren 25 Partnerbetriebe Teil des Industrieviertels.

25 teilnehmende Betriebe und Partner aus Salzburg und dem angrenzenden bayerischen Raum geben Einblick in die Metall-, Elektronik-, Chemie-, Lebensmittel- und Kunststoffindustrie:

 

  • AustroCel Hallein GmbH
  • Dräxlmaier Group
  • Digital Elektronik GmbH
  • FH Salzburg (ITS)
  • FRIMO Freilassing GmbH
  • Gebrüder Woerle GmbH
  • Geislinger GmbH
  • Grass GmbH
  • Hawle Amaturen GmbH
  • Dr. Johannes Heidenhain GmbH
  • Landesberufsschule Hallein – Landesinnung der Metalltechniker
  • Mubea Carbo Tech GmbH
  • Mayer & Co Beschläge GmbH
  • ÖBB-Konzern
  • Palfinger Europe GmbH
  • Pichler & Strobl GmbH
  • Porsche Inter Auto GmbH & Co. KG
  • Robert Bosch AG
  • Ruwido Austria GmbH
  • Siemens AG Österreich
  • Stratec Consumables GmbH
  • TAZ Mitterberghütten
  • W&H Dentalwerk Bürmoos GmbH
  • Wacker Chemie AG
  • Wuppermann Systemtechnik GmbH